Mischkultur: Gute und schlechte Beetnachbarn
Wer leidenschaftlich Gemüse in Mischkultur anbaut, verzweifelt beim Erstellen eines Beetplans bisweilen im Bemühen, allen Pflanzenbedürfnissen gerecht zu werden. Ich saß heute stundenlang haareraufend vor einer Exceltabelle mit guten und schlechten Beetnachbarn und habe schließlich entnervt aufgegeben. Eine wichtige Erkenntnis nach diesem Recherchemarathon: Die perfekte Mischkultur gibt es nicht! Je nach Bodenbeschaffenheit, Lage, Wetter und Schädlingsaufkommen funktionieren Beetnachbarn mal mehr, mal weniger gut zusammen. Lasst euch von widersprüchlichen Informationen nicht verrückt machen. Die Devise lautet: Ausprobieren und Spaß daran haben!
Trotzdem möchte ich versuchen, einige wesentliche Punkte herauszuarbeiten, die beim Thema Mischkultur eine Rolle spielen. Im Gegensatz zur Fruchtfolge, bei der ihr das Nacheinander der Pflanzen im Beet betrachtet, geht es bei der Mischkultur um das Nebeneinander. Also: Welche Pflanzen kann man gut zur selben Zeit im selben Beet anbauen? Da gibt es eine Faustregel: Pflanzen im selben Beet sollten einen ähnlichen Nährstoff- und Wasserbedarf haben, aber unterschiedliche Schädlinge/Krankheiten anziehen und einen unterschiedlichen Platzbedarf haben. Zucchini und Kürbis beispielsweise wachsen beide sehr ausladend, also passen sie nicht gut zusammen. Kartoffeln und Tomaten sind beide Nachtschattengewächse und anfällig für Braunfäule – sie sollten nicht zu nah beieinanderstehen.
Manches Gemüse ist eher einzelgängerisch veranlagt (die besagten Kartoffeln etwa). Es gibt aber auch Superhelden, die fast mit allen anderen Sorten können:
Spinat zum Beispiel lockert den Boden und reichert ihn mit Nährstoffen an (lediglich zu Mangold und roter Bete passt er nicht so gut).
Die Tagetes (oder auch Studentenblume) ist nicht nur ein hübscher Farbklecks im Beet, sondern hält obendrein Fadenwürmer fern und lockt Nützlinge an.

Wo wir schon bei bunten Farben sind: Die Erdbeere sieht man ebenfalls häufig in Beeten – kein Wunder, sie passt perfekt zu fast allen Gemüsearten!
Zwei weitere Superhelden, mit denen man fast nicht falsch machen kann, sind Dill und Basilikum. Ersterer fördert die Keimfähigkeit vieler Pflanzen, Letzterer lockt mit seinen Blüten Nützlinge an und hält obendrein Mehltau und Weiße Fliege fern. Als Faustregel gilt: Was auf dem Teller geschmacklich harmoniert, passt auch im Beet hervorragend zusammen! Tomaten und Basilikum sowie Gurken und Dill sind echte Dreamteams im Gemüsebeet.
Manchmal zeigt sich die perfekte Partnerschaft aber nicht über den Geschmack, sondern direkt über den Namen: Bohnenkraut schützt Buschbohnen vor schwarzen Läusen. Einfach zu merken, nicht wahr?
Wahre Liebe in der Gemüsewelt findet sich auch zwischen Möhren und Lauch, weil sie sich gegenseitig die Möhren- und die Zwiebelfliege vom Leib halten. Genauso romantisch funktioniert’s theoretisch zwischen Möhren und Zwiebeln, allerdings haben Zwiebeln einen viel geringeren Wasserbedarf als Möhren.
Kohl findet es toll neben Sellerie, denn dieser hält Raupen und Erdflöhe fern.
Bei einem anderen Pärchen zeigt sich, dass Ausnahmen die Regel bestätigen: Obwohl Knoblauch und Erdbeeren geschmacklich so gar nicht zusammenpassen, sorgen sie im Beet sehr gut füreinander: Knoblauch schützt die Erdbeeren nämlich vor Pilzkrankheiten.
Kapuzinerkresse wiederum hält der Zucchini die Schnecken vom Leib.
Und Kerbel scheucht die Ameisen aus dem Salat. Fantastisch!
Manchmal verbessert ein Beetnachbar auch den Geschmack des angrenzenden Gemüses: So wird Koriander nachgesagt, den Geschmack von Kartoffeln zu intensivieren.
Ein Klassiker aus der Zeit der Maya-Hochkultur ist außerdem das sogenannte Milpa-Beet: Für diese Mischkultur-Partnerschaft wird Mais zusammen mit Stangenbohnen und Kürbis angebaut. Der Kürbis fungiert als Bodenbedecker. Die Stangenbohnen wachsen an den Maisstangen hoch und fixieren Stickstoff im Boden.

Die Dreamteams im Gemüsebeet noch mal übersichtlich zusammengefasst:
- Tomaten und Basilikum
- Gurken und Dill
- Bohnenkraut und Buschbohnen
- Möhren und Lauch/Zwiebeln
- Kohlarten und Sellerie
- Zucchini und Kapuzinerkresse
- Salat und Kerbel
- Koriander und Kartoffeln
- Milpa-Beet: Mais, Kürbis, Stangenbohne
Natürlich gibt es auch ein paar schlechte Kombinationen, die ganz und gar nicht gut zusammenpassen:
- Kartoffeln und Tomaten
- Erbsen und Bohnen
- Salat und Petersilie
- Rote Bete und Lauch
- Sellerie und Salat
- Radieschen und Gurken
- Bohnen und Zwiebeln
- Tomaten und Sonnenblume
In der folgenden Tabelle findet ihr diese und viele weitere traumhafte, gute und schlechte Beetpartner. Ich habe zusätzlich einige eher ungewöhnliche Sorten wie Okra, Wasserspinat (der übrigens nichts mit Spinat zu tun hat, sondern zur Familie der Süßkartoffel gehört), Thai-Aubergine (durchaus eine Aubergine) und Andenbeere (Physalis) mit aufgenommen.
Sinnvoll kann es sein, sich vor der Beetplanung zunächst die Hauptkulturen zu überlegen (also die Gemüsearten, die am längsten auf dem Beet stehen und am meisten Platz benötigen). Denn euer Beet sollte sich um das Gemüse drehen, das ihr am liebsten habt.
Klassische Hauptkulturen (Aussaat/Auspflanzung meist Ende April / Mai):
- Auberginen
- Bohnen
- Kartoffeln
- Gurken
- Kürbis
- Mangold
- Möhren / Lauch / Zwiebeln
- Paprika
- Pastinaken
- Salat
- Sellerie
- Tomaten
- Zucchini
Typische Vorkulturen (Aussaat meist bereits Ende März):
- Möhren
- Spinat
- Salat
- Radieschen
- Gartenkresse
Mögliche Beikulturen:
- rote Bete
- Radieschen
- Salat
- Petersilie
- Dill
- Erdbeeren
- Kohlrabi
Klassische Nachkulturen (Aussaat meist im Sommer):
- Kürbis
- Möhren
- Endivie
- Salate
- Kohl (Kohlrabi, Blumenkohl, Wirsing, Broccoli)
- rote Bete
Letztendlich ist es im Gemüsebeet wie in einer Wohngemeinschaft: Das Zusammenleben funktioniert schon irgendwie, wenn sich die Bedürfnisse der Bewohner nicht allzu sehr in die Quere kommen. Ich wünsche euch ganz viel Spaß, Experimentierfreude und eine Prise Glück beim Anlegen eures Gemüsebeetes! Berichtet gerne in den Kommentaren von euren Erfahrungen!
[…] März könnt ihr im Freiland auch bereits Möhren und Steckzwiebeln/Lauch (ein echtes Dreamteam in der Mischkultur!), Radieschen, Rauke und Winterspinat aussäen. Dann dürft ihr euch im April schon über die […]