Alle Jahre wieder, kurz nach Weihnachten, schleicht sich die Vorfreude auf die ersten Keimlinge in meine wintertrüben Gedanken. Beginnt es euch auch so langsam in den Fingern zu jucken? Dann nichts wie ran – zum Ansetzen von Paprika, Chili, Jalapeño, Aubergine (und in meinem Fall zusätzlich: Thai-Aubergine) ist jetzt genau die richtige Zeit.
Achtung: Viel zu früh ist es für Zucchini, Kürbis und Gurke – diese Pflänzchen wachsen viel zu schnell und würden euch in kürzester Zeit die Bude zuwuchern. Tomaten könnt ihr schon ansetzen, aber es besteht die Gefahr, dass sie in der langen Zeit bis zum Umzug ins Freie anfangen zu spargeln. Nach meiner Erfahrung ist es deshalb besser, bis Anfang März mit der Tomatenanzucht zu warten.
Rüstzeug
Ich benutze am liebsten Kokoserde für die Anzucht, da sie gegenüber Anzuchterden aus dem Handel meiner Meinung nach viele Vorteile bietet. Zunächst einmal ist sie nährstoffarm, was die Jungpflanzen zum Entwickeln von starken Wurzeln animiert. Sie ist locker, frei von Ungeziefer, nicht anfällig für Schimmel und speichert extrem gut Wasser. So muss man die Pflänzchen nicht von oben gießen, sondern kann sie einfach in einen Untersetzer mit Wasser stellen – dann ist es auch nicht schlimm, wenn man so schusselig ist wie ich und das Gießen hin und wieder vergisst.
Ganz wichtig ist auch ein Stift zum Beschriften euer Pflänzchen – es ist immer sehr schade, wenn da etwas heranwächst, was man nicht mehr identifizieren kann. Deshalb schnappt euch Schildchen oder schneidet welche aus alten Plastikflaschen heraus (so mache ich es) und einen wasserfesten Stift.
Kokoserde kann man getrocknet und gepresst entweder in großen Blöcken oder in kleinen Quelltabletten für relativ wenig Geld kaufen. Ob ihr direkt in den Quelltabletten anbaut oder die Außenhaut ablöst, um die Erde in Töpfe zu füllen, ist Geschmackssache. Ich mag es lieber etwas aufgeräumter und verwende Töpfe. Wenn ihr mögt, könnt ihr unten in die Töpfe ein kleines Stück Pflanzvlies legen. Dann fällt keine Erde durch die Löcher der Töpfe heraus.
Zunächst stecke ich pro Pflanze circa sieben Samen in einen etwas größeren Topf. Sobald die Keimlinge ihr zweites Blattpaar haben, pikiere ich sie vorsichtig mit einem Zahnstocher – das heißt, ich fummele sie vorsichtig mithilfe des Zahnstochers aus der Erde, ohne die zarten Wurzeln zu beschädigen. Dann wandert jeder Keimling in seinen eigenen Mini-Tontopf und schließlich ins Mini-Gewächshaus. Wenn ihr mehr über Keimbedingungen und Hilfsmittel wie Pflanzlampen, Gewächshäuser oder Anzuchterde wissen möchtet, habe ich auch dazu Beiträge verfasst.
Aubergine
Ich habe mich dieses Jahr für die spanische Auberginensorte Listada de Gandia (Solanum melongena) entschieden. Sie soll relativ früh wunderschön violett-weiß gestreifte Früchte hervorbringen, die bis zu 15 Zentimeter groß werden. Die Pflanze selbst soll mit circa 80 Zentimetern einen eher niedrigen Wuchs haben.
Die Samen habe ich von Samenfritze bezogen. Es waren circa 20 Samen enthalten. Die Beschreibung auf der Packung ist knapp, aber ausreichend. Erwähnen möchte ich unbedingt die wunderschöne Verpackung, in der die Samen geliefert wurden. Einen derart liebevoll gestalteten Umschlag habe ich selten erhalten:
Die Samen habe ich circa 0,2 Zentimeter tief in die Kokoserde gegeben. Ein heller Standort und Temperaturen um die 25 Grad sind für die Keimung von Vorteil. Nach 10 Tagen haben bei mir die ersten Keimlinge ihr Köpfchen gezeigt – es kann aber auch länger dauern, also nicht verzagen! Bevor ihr die Pflanzen nach den Eisheiligen Mitte Mai nach draußen setzt, solltet ihr sie an kältere Temperaturen gewöhnen. Die meisten Auberginen lieben einen sonnigen, geschützten Standort, benötigen ein wenig Hilfe bei der Bestäubung und freuen sich über regelmäßige Düngung. Ein Tipp am Rande: Solltet die Aubergine von Ungeziefer befallen werden, seid sehr vorsichtig mit chemischen Spritzmitteln! Ihre Blätter sind meiner Erfahrung nach sehr empfindlich und erholen sich nicht davon. Von August bis Oktober solltet ihr dann ernten können – natürlich nicht ohne die bezaubernden, gestreiften Auberginen ein Weilchen bewundernd betrachtet zu haben. Die Auberginenpflanze ist außerdem mehrjährig – wenn ihr möchtet, könnt ihr sie an einem warmen Ort überwintern.
Thai-Aubergine
Im Thailand-Urlaub (Phuket, genauer gesagt) habe ich vergangenes Jahr ein veganes Thai-Curry gegessen, in dem etwas sehr lecker schmeckte, das ich nicht identifizieren konnte. Und siehe da: Es handelte sich um halbierte Thai-Auberginen! Seit diesem Erlebnis wollte ich diese wunderbar schmeckende Rarität unbedingt anbauen (außerdem: asiatischen Wasserspinat, aber das ist ein anderes Thema).
Die Samen der Thai-Aubergine habe ich von Nicks Asianshop bezogen. Nicht nur wiesen sie eine gute Keimfähigkeit auf (was ich nicht unbedingt erwartet hatte), es war sogar eine äußerst detaillierte Pflanzanleitung dabei (was bei den meisten Samen eine Seltenheit ist). Ich habe die Samen in Kokoserde gepflanzt und dünn mit Erde bedeckt. Dann musste ein einigermaßen tropisches Klima her: Also ab auf die Heizung mit dem Topf und durchlöcherte Frischhaltefolie drüber (Keimtemperatur: mindestens 25 Grad) – aber nicht vergessen, regelmäßig zu “lüften”, das heißt, die Folie anzuheben. Ein heller Platz ohne direkte Sonneneinstrahlung eignet sich gut für die Anzucht. Bereits nach 10 Tagen zeigten sich erste Keimlinge, die sich auch schnell weiterentwickelten. Nach dem Pikieren habe ich das Pflänzchen etwas kühler gestellt, 15 Grad darf die Temperatur aber nie unterschreiten.
Das einjährige Thai-Auberginen-Bäumchen wird circa einen Meter groß und hat fast tellergroße Blätter – ein echter Hingucker! Es liebt leicht sandigen Boden, der gut Wasser speichern kann, und würde gerne von Mai bis Oktober alle drei Wochen gedüngt werden. Die Früchte sind grün-weiß marmoriert und können geerntet werden, sobald sie golfballgroß sind (ungefähr im Juli/August). Im Gegensatz zur Zucchini muss man sich bei der Ernte von Thai-Auberginen nicht sonderlich beeilen. Aus den Samen der Thai-Auberginen könnt ihr jedes Jahr neue Pflanzen ziehen.
Chili
Nachdem ich in der Vergangenheit stets viel zu scharfe Chili-Sorten angepflanzt habe und um meine Katzen fürchten musste, die alles (aber auch wirklich alles!) anknabbern, habe ich mich dieses Jahr für eine mittelscharfe (ca. 5-6 von 10) und sehr dekorative Sorte entschieden: Chili Numex Twilight. Sie hat wunderschöne regenbogenfarbene Früchte und wird 30 bis 70 Zentimeter groß, passt also auch wunderbar auf die Fensterbank. Die kleinen, circa 3 Zentimeter großen Chilis ragen ab Juni frech nach oben und reifen in verschiedenen Farben nach.
Die Samen werden circa 0,5 Zentimeter tief in die Kokoserde gegeben. Zum Keimen ist ein warmer Ort am besten geeignet (mindestens 25 Grad). Hier kann wieder die durchlöcherte Frischhaltefolie Abhilfe schaffen (aber: regelmäßig “lüften”!). Bei mir haben sich nach 12 Tagen die ersten Pflänzchen gezeigt, es kann aber auch länger dauern. Im Vergleich zu allen anderen Keimlingen sind sie mit Abstand am kräftigsten gewachsen. Nach drei Wochen sehen sie gesund und stark aus – eine wahre Freude.
Chilis lieben Sonne, brauchen wenig Dünger und sind mehrjährig – können also an einem warmen Ort überwintert werden. Nach meiner Erfahrung ist das allerdings gar nicht so leicht, mir ist bisher noch jede Chili im Winter eingegangen. Es mag an mangelnder Lichtzufuhr gelegen haben, ich würde euch also eine Pflanzlampe empfehlen.
Jalapeño
Bei der Jalapeño handelt es sich um eine eher milde Chili-Sorte (sie erreicht eine 4 auf der Schärfeskala), die man grün ernten kann. Wie auch andere Chili-Sorten ist sie ein Dunkelkeimer – man legt die Samen also auf die Erde und bedeckt sie dünn mit Erde. Dann gehts an einen warmen Ort (mindestens 20 Grad). Nach circa 10 Tagen werden sich die ersten Keimlinge zeigen. Bei mir sind sie sehr in die Höhe gewachsen, haben aber am unteren Ende des Stiels Wurzeln gebildet. Das heißt: Beim nächsten Umpflanzen (wenn die Pflanzen ungefähr sechs Wochen alt sind) werde ich sie tiefer in die Erde stecken, um dem Spargeln einen Riegel vorzuschieben.
Wenn ihr die Jalapeño-Pflanze Mitte Mai nach draußen setzt, benötigt sie viel Licht. Gedüngt wird sie gerne mit viel Kalium und Phosphor, was für ein besseres Fruchtwachstum sorgt als Stickstoffdünger. Ihr könnt Samen aus den roten Früchten gewinnen, um im nächsten Jahr eine neue Jalapeño-Pflanze anzusetzen. Oder ihr könnt sie natürlich mit genügend Wärme und Licht überwintern.
Paprika
Dieses Jahr baue ich wieder zwei Paprika-Sorten an, die sich im vergangenen Jahr bewährt haben: die orange Mini-Paprika Hamik und die rote Bullhorn-Paprika “Corno di toro rosso” (was übersetzt Horn des Stiers bedeutet). Die beiden Sorten haben mir gefallen, weil sie süßlich-gschmackige Früchte produzieren, die allerdings sehr lange zum Reifen brauchen. Deshalb setze ich die beiden Paprikas dieses Jahr einen Monat früher an, nämlich Ende Januar.
Bei beiden Sorten habe ich das Saatgut in Kokoserde gegeben und dünn mit Erde bedeckt. Die Erde dann ruhig auch ein wenig andrücken, damit die Samen guten Kontakt zu ihr haben. Zum Keimen benötigen Paprikas eine relativ hohe, konstante Temperatur von 20 bis 25 Grad. Um die Temperatur konstant zu halten, kann ein Mini-Gewächshaus sehr hilfreich sein. Dieses sollte aber jeden Tag “gelüftet” werden, um ein Beschlagen zu verhindern. Sobald sich bei beiden Sorten das zweite Blattpaar zeigte, habe ich die Pflänzchen pikiert und einzeln eingepflanzt. Nach weiteren vier Wochen dürfen sie wieder umziehen – in einen größeren Topf mit leicht sandiger, nährstoffreicher Erde,
Paprikas sind sehr temperaturempfindlich, das habe ich letztes Jahr leidvoll erfahren müssen. Unbedingt erst nach den Eisheiligen Mitte Mai nach draußen setzen – sonst erfrieren eure liebevoll herangezogenen Pflänzchen. Wo wir gerade schon bei Leid sind: Tatsächlich bringt es etwas, Paprikas hin und wieder auszugeizen. Vor allem die ersten Blüte (Königsblüte) zu entfernen, hat sich als sinnvoll herausgestellt – und zwar aus einem einfachen Grund: Die Pflanze ist beim Ausbilden der ersten Blüte noch nicht voll entwickelt. Wächst aus der Blüte eine Frucht, überfordert das die Pflanze und hemmt das Wachstum. So schwer es auch fällt: Knipst die erste/n Blüte/n ab (vor allem bei der Bullhorn-Paprika) und ihr werdet später mit mehr Früchten belohnt.
Tipp: Man kann die Mini-Paprikas sehr gut mit Frischkäse füllen.
Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen, und wünsche euch ganz viel Freude bei der ersten Anzucht des Jahres! Berichtet gerne in den Kommentaren von euren Erfahrungen!
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[…] Aussaatplan Ende Januar / Anfang Februar […]
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