Es ist so weit! Nach der Anzucht von Paprika, Chili und Aubergine im Februar ist es im März Zeit für die schneller wachsenden Tomaten. Hurra! Ihr könnt natürlich auch schon früher damit beginnen – dann besteht allerdings nach meiner Erfahrung ein höheres Risiko für das Vergeilen (beziehungsweise Spargeln) eurer wunderbar duftenden Mini-Tomatenpflänzchen. Das bedeutet, dass sie wegen mangelnder Lichtzufuhr rasch in die Höhe wachsen. Sie versuchen sozusagen verzweifelt, sich dem Licht entgegenzustrecken, büßen jedoch dadurch an Stärke ein. So erhaltet ihr meist sehr schwache Pflanzen mit dünnen Trieben, die weniger Früchte produzieren werden. Aufgrund der relativ langen Reifezeit (ungefähr 70 Tage) lohnt sich eine Direktsaat im Freien Mitte Mai nach den Eisheiligen meist nicht. Ihr würdet euch dann erst im Herbst einer reichen Tomatenernte erfreuen können. Deshalb ziehe ich Tomaten immer drinnen vor – an einem warmen (circa 18 bis 24 Grad), sehr hellen Ort. Pralle Sonne solltet ihr vermeiden, was aber im deutschen Winter ohnehin keine große Gefahr darstellt.
So geht ihr bei der Tomatenanzucht vor:
Viele Anleitungen raten dazu, Tomatensamen vor der Aussaat einen Tag lang in Wasser oder Kamillentee einzuweichen. Falls es sich um nicht so keimfreudige Sorten handelt, ist das sicherlich auch ein guter Tipp. Nach meiner Erfahrung ist das Einweichen allerdings nicht unbedingt nötig, die meisten Sorten keimen sehr gut, wenn ihr sie direkt in die Anzuchterde streut.
Ich benutze am liebsten Kokoserde für die Anzucht – denn sie bietet viele Vorteile: Sie speichert extrem gut Wasser, ist schimmelresistent und nährstoffarm. Letzteres ist wichtig, damit eure Pflänzchen dazu motiviert werden, starke Wurzeln auszubilden.
Was viele nicht wissen: Bei Tomaten handelt es sich im Gegensatz zu Paprika, Chili, Aubergine und Co. um Lichtkeimer! Das bedeutet, dass ihr sie gut andrücken und dann nur sehr dünn mit Erde bedecken solltet. Wenn ihr sehr zuversichtlich seid, könnt ihr in jeden Anzuchttopf (oder in jede Kokosquelltablette) nur einen Samen geben und darauf hoffen, dass dieser aufgeht. So spart ihr euch das spätere Pikieren. Ich finde es etwas weniger frustrierend (wenn auch ein bisschen aufwendiger), jeweils fünf bis sieben Samen in einen größeren Topf zu säen. Dann besprühe ich sie vorsichtig mit Wasser oder stelle den Topf direkt in Wasser und lasse die extrem saugfähige Kokoserde den Rest erledigen. Die Samen keimen dann relativ schnell – meist schon nach fünf Tagen. Sollte es bei euch etwas länger dauern: Nicht verzweifeln, manche Sorte brauchen einfach etwas mehr Zeit.
Wenn die Pflänzchen dann ihr zweites Blattpaar bekommen (welches schon die typische Tomaten-Blattform erkennen lässt), solltet ihr sie pikieren. Das bedeutet, ihr fummelt sie mithilfe eines Zahnstochers vorsichtig aus der Erde, ohne die zarten Wurzeln zu beschädigen. Dann wandern sie einzeln in (nicht zu große) Töpfe, in denen sie dann fröhlich weiterwachsen können.
Bei meiner letzten Anzucht musste ich nach circa zwei Wochen mit Erschrecken feststellen, dass sich die Blätter der Tomaten- und Chili-Pflänzchen gelb färbten. Was war passiert? Die Temperatur war nicht konstant. Ich verfiel in Panik und habe sie umgehend an einen warmen Ort mit konstanter Temperatur (circa 16 bis 18 Grad zur Abhärtung) verfrachtet. Sie haben sich gut erholt. Verfärben sich übrigens die allerersten Keimblattpaare irgendwann gelb und fallen ab: Keine Sorge, das ist ganz normal.
Für die weitere Pflege ist es wichtig, den Pflanzen viel Zeit und Liebe zu widmen. Obwohl sie nämlich so schnell keimen und wachsen, sind die erwachsenen Tomatenpflanzen durchaus anspruchsvoll. Zunächst einmal sollten sie möglichst sonnig stehen und bei Bedarf gestützt werden – manche Tomatensorten werden nämlich mehr als zwei Meter hoch!
Gießen
Eine alte Gärtnerweisheit besagt, dass Tomatenpflanzen am besten unten nass und oben trocken stehen sollten. Werden sie nämlich übergossen, besteht die Gefahr von Kraut- oder Braunfäule. Ihr werdet überrascht sein, wie hungrig eure Tomatenpflanzen auf Wasser und Nährstoffe sein werden – gießt sie trotzdem nicht auf einen Schlag zu viel, sondern lieber regelmäßig.
Düngen
Was die Düngung von Tomatenpflanzen angeht, ist häufig von höchst wissenschaftlichen Zusammensetzungen aus 3 Gramm Stickstoff, 0,5 Gramm Phosphat, 3,8 Gramm Kalium und 4 Gramm Magnesium pro Quadratmeter Erde die Rede. Da war ich als Hobbygärtnerin natürlich erst einmal verunsichert. Tatsächlich hat sich herausgestellt, dass ich mit einem einfachen flüssigen Tomatendünger aus dem Handel sehr gute Erfolge erzielen konnte. Wichtig ist, in den frühen Morgenstunden oder (besser für Langschläfer wie mich) am Abend zu düngen, andernfalls können Wurzelverbrennungen auftreten. Außerdem solltet ihr die Anweisungen auf der Packung genau befolgen, den Dünger immer dem Gießwasser beimengen und niemals unverdünnt verwenden. Ich habe meine Pflanzen ab einer Größe von circa 20 Zentimeter alle zwei Wochen gedüngt. Sobald sich die ersten Blüten zeigten, habe ich die Düngerzufuhr auf ein Mal pro Woche erhöht. Sollten die Früchte Anzeichen von Braunfäule zeigen (also an einem Ende der Frucht bräunlich und damit ungenießbar werden), ist das oft ein Anzeichen für mangelnde Nährstoffzufuhr: Dann muss also mehr Dünger her!
Ausgeizen
Sehr wichtig bei der Tomatenpflege (vor allem bei Stabtomaten) ist das Ausgeizen der Pflanzen. Sobald sich die ersten Blüten bilden, solltet ihr damit beginnen, “nutzlose” Seitentriebe zu entfernen. Das kann schon mal wehtun, gerade wenn sich an den schwachen Trieben bereits Blüten gebildet haben. Aber glaubt mir: Es lohnt sich! Je mehr ihr ausgeizt, desto stärker wird der Haupttrieb und desto wohlschmeckender werden eure Erträge sein. Ich habe schon leidvoll erfahren müssen, dass sich die Gnade, die ich schwachen Seitentrieben gewährt habe, im Nachhinein als Fehler herausgestellt hat. Macht es besser: Einmal pro Woche düngen, ausgeizen, repeat!
Alles in allem ist die Tomatenanzucht wohl das, was vielen Hobbygärtnern (einschließlich mir) mit am meisten Freude bereitet. Kein Wunder – die Pflänzchen keimen und wachsen schnell und duften nach kurzer Zeit schon herrlich.
Wenn ihr mehr über Tomatensorten erfahren möchtet, klickt hier. Mich hat nämlich dieses Jahr das Tomatenfieber gepackt – ich ziehe 17 (!) besondere Sorten vor (Totem, Arielle, Umami, Golden Princess, Montserrat, Curação de Boi, Tumbling Tom, Minibel, Windowbox, Schwarze Indigo, Johannisbeertomate, Muchamiel, Yellow Pear, Ananas, Black Krim, Green Zebra, Weiße Königin, Citrina).
Ich wünsche euch ganz viel Freude bei der Tomatenanzucht! Berichtet gerne in den Kommentaren von euren Erfahrungen!
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